Januar 2022
Das Winterwetter entwickelte sich mild, was dazu führte, dass die Heizkosten im Rahmen blieben.
Wir setzten unsere Exkursionen fort, machte lange Spaziergänge, besuchten Museen und Galerien.
Die heiteren Abende mit unseren neuen Freunden in der Marina waren ganz wunderbar. Wir genossen gutes Essen, führten viele interessante Gespräche und amüsierten uns bei Spielen.
Die Ausflugsziele um Potsdam sind schier unerschöpflich. Das Jagdschloss Grunewald, die Pfaueninsel, Schloss Marquardt, Schloss Paretz etc. …
März 2022
Anfang März flog ich nach Venedig, um Freunde zu besuchen, die sich dort ein Haus gekauft haben, das sie derzeit renovieren. Die Reise war eine willkommene Abwechslung, und der Ortswechsel half mir meine Gedanken zu ordnen. Eine wunderbar intensive Zeit in Italien. Ich arbeitete in Haus und Garten und hatte zudem noch Gelegenheit, durch die Serenissima zu streifen, was zu schönen Erlebnissen führte…
kryptische botschaft
tauschen mit dem fremden freund
serenissima
Wir statteten nach meiner Rückkehr aus Venedig Peter im Historischen Hafen einen Besuch ab – um uns die Grafikwerkstatt an Bord seiner „Gertrud“ anzusehen – und waren schwer beeindruckt!
Die „Käte S.“ ist das Schiff von Clemens. Sie könnte fast die kleine Schwester der „Tarahumara“ sein.
„When shall we three meet again? In thunder, lightning or in rain…“ (Macbeth)
Der Frühling ist leider auch die Zeit des Abschiednehmens. Tony und Gerda von der „Ottoland 2“ gehen auf die letzte Fahrt Richtung Westen. Sie müssen das Schiff nach Emden überführen, wo es der neue Eigner Ende April in Empfang nehmen wird. Wehmütig gehen sie nach 24 Jahren an Bord nun endgültig wieder in Holland an Land. Wir haben ihnen empfohlen, vorher noch ein paar entspannte Tage in Weener zu verbringen, das für sie auf der Strecke liegt.
There ain´t nothing you can do…(V. Morrison)
Partir c`est mourir un peu…
Ein wenig traurig verabschieden wir uns von lieb gewonnenen Freunden. Auf dem Wasser werden wir die beiden nicht mehr sehen. Aber ein Besuch bei ihnen in Holland ist für das nächste Jahr schon eingeplant. Wir wünschen Tony und Gerda alles Liebe und ein schönes Leben als „Landratten“ in ihrem neuen Zuhause.
Jolf, Jakuv und Günther Schneider kamen zu Besuch an Bord. Leider war meine alte Freundin Liesel nicht dabei.
Zur Vorbereitung der Fahrsaison nahmen wir Kontakt zu den Hafenmeistern in Schwerin und Waren auf und sahen uns vor Ort die Liegemöglichkeiten für Juli und August an.
Sowohl Schwerin als auch Waren haben ideale Liegeplätze für ein Schiff unserer Größe. Die Hafenmeister sind sehr hilfsbereit und sichern uns zu, auch in der Hochsaison Platz für uns zu schaffen. Das hört sich doch gut an!
So sind wir bestens vorbereitet. Die Saison kann beginnen.
Wieder bekamen wir Besuch von Elke und Rainer. Sie blieben fast eine Woche in Potsdam. Wir besuchten ein Musical, machten lange Spaziergänge und gingen in gute Restaurants. Eine heitere und intensive Zeit mit unseren Freunden.
Auch Hilmar kam aus Weener für ein paar Stunden an Bord. Das war schön! Leider hatte er seine Frau Catharina nicht mitgebracht. Ich werde aber mit ihr im Sommer die documenta besuchen. Darauf freue ich mich sehr…
Margret kam für zwei Tage an Bord. Wir waren viel unterwegs, um ihr die wunderbare Umgebung zu zeigen. Zusammen besuchten wir auch die Königliche Gartenakademie in Dahlem.
Der Frühling kam, die Natur erwachte. Der März brachte wunderbar warme Tage. Cappuccino und Eisbecher im Straßencafé. Sundowner auf dem Achterdeck!
Der Botanische Garten Berlin ist besonders um diese Jahreszeit einen Besuch wert. Wo könnte man die Kraft des Frühlings intensiver fühlen?
Aaron kam uns besuchen. Die Freude war groß, da wir uns sehr lange nicht gesehen hatten. Wir verbrachten ein paar schöne Tage mit ihm.
Wir sind intensiv mit den Vorbereitungen unserer Abreise beschäftigt. Wann wollen wir fahren? Wohin können wir trotz einiger Schleusensperrungen? Zum Glück sind wir sehr unabhängig und flexibel in unserer Planung. Wann genau wir ablegen, steht noch nicht fest. Am 19.4. muss ich noch eine ärztliche Untersuchung zur Verlängerung meines Schiffspatents durchführen lassen. Ob wir in den Osterferien losfahren, hängt auch davon ab, wieviel Verkehr auf dem Wasser ist. Uns drängt nichts außer unserer Neugier auf Neues. So könnten wir auch nach Ende der Ferien starten. Wir werden das kurzfristig entscheiden.
schlaflos irritiert
fragen fallen aus der zeit
wiederbegegnung?
Natürlich sind wir voller Vorfreude auf die Saison. Gleichzeitig spüren wir Abschiedsschmerz. Wir sind sozusagen ein wenig „portlag“. In der Marina haben wir uns für viele Monate sehr wohl und zu Hause gefühlt. Noch einmal genießen wir Theater, Ausstellungen, Jazz- und Klassikkonzerte. Ein besonders schöner Veranstaltungsort ist der Nikolaisaal in Potsdam, den wir mehrmals besuchten. Aber jetzt locken neue Eindrücke unterwegs, auf die wir sehr gespannt und neugierig sind.
Wir haben uns entschlossen, noch einige Tage in Potsdam zu bleiben. Das Tingvall Trio gibt ein Konzert im Nikolaisaal. Das möchten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Voraussichtlicher Termin für unseren Abschied ist der 26.04.. Der Vorteil ist, dass dann auch die Osterferien in Berlin und Brandenburg zu Ende sein werden und nicht mehr so viel Verkehr auf dem Wasser sein wird.
Der Winter ist vorüber. Wir hatten Glück, da längere Frostperioden ausgeblieben waren. Angesichts der gestiegenen Energiekosten konnte uns das nur recht sein. Nun bekommen wir allmählich wieder Fernweh, obgleich wir in der Marina Am Tiefen See in Potsdam sehr gut und zentral lagen. Aber wir haben uns kein Schiff gekauft, um damit im sicheren Hafen zu bleiben.
Nach einem wunderbaren Kulturwinter 2021/22 mit Theater, Oper, Konzerten, zahlreichen Museumsbesuchen und vielen lebendigen Begegnungen mit alten und neuen Freunden, freuten wir uns nun darauf wieder unterwegs sein zu können. Jetzt, da es Chören endlich wieder erlaubt war ohne Abstand zu singen, was ich so lange vermisste, jetzt, da ich endlich einen Saxophonlehrer gefunden hatte, legten wir ab.
Jedoch: Ein halbes Jahr Reisen auf dem Wasser lag vor uns. Was für eine herrliche Aussicht! Unser erstes Ziel in dieser Saison sollte die Peene, der „Amazonas des Nordens“, sein, ein Naturparadies, von dem wir schon so viel gehört hatten.
Unser Törn begann etwas holprig, da wir eine Woche im Servicehafen Oranienburg festlagen. Der Generator lief heiß. Unter diesen Umständen wollten und konnten wir natürlich nicht weiterfahren und unser Vorhaben, an Plätzen in der Natur ohne Stromversorgung zu liegen, in die Tat umsetzen. Nun ist dieser Hafen gegenüber dem Schloss ein guter Liegeplatz mit außerordentlich freundlichen und hilfsbereiten Hafenmeistern. Das machte den Aufenthalt angenehm. Der Schlosspark und das Schloss sind unbedingt einen Besuch wert. Im April blühen tausende Narzissen und Tulpen. Das Schlossmuseum hat eine besondere Sammlung von feinem chinesischem Porzellan, die sehr sehenswert ist. Sensationell sind die riesengroßen Tapisserien, die teilweise in bemerkenswert gutem Erhaltungszustand sind. Nicht einmal das Victoria & Albert hat Vergleichbares zu bieten. Wir waren die einzigen Besucher an einem Wochentag, so dass das Personal viel Zeit hatte unsere Fragen zu beantworten.
Kulinarischer Tipp für Oranienburg:
Restaurant für Liebhaber asiatischer Küche: Geisha, Bernauer Str. 6 , Tel. 03301 203638. Alles wird frisch zubereitet. Kein Vergleich zu den herkömmlichen Chinarestaurants. Telefonische Reservierung empfohlen. Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Unbedingt probieren: Mango-Salat
Mai 2022
Schließlich war die Ursache für die Überhitzung des Generators gefunden. Ersatzteil für 5 € bestellt, Problem behoben. Wenn es doch immer so einfach und kostengünstig wäre…
Also konnten wir Oranienburg verlassen und vor der Schleuse Liebenwalde die nächste Nacht verbringen. Unsere Schweizer Freunde Bernadette und Heinz Gubler waren mit Ihrem Wohnschiff Dagens 2 bereits vorausgefahren und konnten uns, quasi als Scouts, die geeigneten Liegeplätze für Schiffe unserer Größe nennen. Sie hatten echte Geheimtipps auf Lager und suchten stets Plätze aus, an denen unsere Katze Greta leicht ihren Landgang genießen konnte. Diesen Liegeplatz in Liebenwalde hätten wir sonst nie gefunden.
Der Wechsel vom Trubel der Stadt zu spannenden Naturerlebnissen in der Stille der Einsamkeit war ein großer, interessanter und spannender Kontrast, den wir nur deshalb empfinden und genießen konnten, weil wir uns wieder auf den Weg gemacht hatten. Wir vermissten das urbane Leben nicht. Dennoch werden wir den nächsten Winter wieder in Potsdam verbringen. Das Landleben in der dunklen Jahreszeit ist dann doch unsere Sache nicht.
Die frühen Morgenstunden an Bord sind unvergleichlich. Der aufsteigende Dunst, die sich allmählich zeigende Sonne und der beginnende Vogelgesang machen das Leben auf dem Wasser einzigartig.
sternaugenträume
silbersee reflektierend
die kajütenwand
Wir sind schon immer mit großer Begeisterung gereist und lieben es unterwegs zu sein. Das Leben zu einer Reise ohne irgendwelchen Zeitdruck gemacht zu haben, ist natürlich ein großer Luxus. Dessen sind wir uns täglich bewusst. Das Schiff ist einer Insel vergleichbar. Eskapismus? Na klar – und wir genießen ihn!
Unser Freund Hilmar bezeichnet uns als „Rumtreiber“. Das trifft ihn ziemlich gut, unseren Lebensstil. Wir lassen uns von unserer Neugier treiben, oft ohne konkretes Ziel, was das Reisen besonders spannend macht. Wir vagabundieren, streunen, schweifen, strolchen, zigeunern, stromern…
Wie könnte man freier leben? Außer der Tara mit allem, was darauf ist und unserer (eingelagerten) Kunstsammlung und Bibliothek haben wir so gut wie keinen materiellen Besitz mehr. Ein wunderbarer Zustand!
Im Frühling mit dem Schiff zu reisen, ist einfach großartig. Es ist absolut leer auf den Wasserstraßen. Liegeplätze zu finden ist kein Problem, und Wartezeiten an den Schleusen gibt es so gut wie nie.
fische zeichnen still
silberkreiskonzentrisch klar
im grünen wasser
An beiden Ufern des Oder-Havel-Kanals finden sich zahlreiche Nagespuren von Bibern. Es muss sehr viele davon geben. Erstaunlich ist es, dass sie Bäume von beachtlichem Durchmesser (bis zu einem Meter!) umlegen können, die dann möglicherweise den Kanal blockieren. Also muss regelmäßig kontrolliert werden. Wir haben noch keines dieser nachtaktiven Tiere zu Gesicht bekommen. Vielleicht haben wir Glück, wenn wir einmal in der Dämmerung auf Fotomotivsuche gehen.
Wir lieben es, auf dem Wasser mit geringer Geschwindigkeit dahin zu gleiten, wenn wir kaum jemandem begegnen. Es hat etwas Meditatives und ist vergleichbar mit meinen täglichen Tai Chi Übungen an Deck. Extrem entspannend und Glückshormone freisetzend!
den himmel stützen
die wolken kraftvoll teilen
glücklich in den tag
Auf dem Weg Richtung Stettin kommen wir an das Schiffshebewerk Niederfinow. Ein interessantes Erlebnis, hier 36 m mit dem Lift zu fahren. Das Bauwerk ist ein geschütztes Industriedenkmal und erhielt 2007 die von der Bundesingenieurskammer erstmals verliehene Auszeichnung „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“. Es ist ein wunderschönes Gebäude mit beeindruckender und höchst ästhetischer, filigraner Stahlkonstruktion, die Paul als Metallbildhauer natürlich besonders anspricht.
Das Hebewerk ist jedoch in die Jahre gekommen, und Probleme treten immer häufiger auf. So hängen wir auch prompt darin fest zusammen mit einem großen Schubverband, da ein Tor weder geöffnet noch geschlossen werden kann. Wir wären nicht die Ersten, die im Hebewerk übernachten müssten, bis das Problem durch die Mechaniker gelöst sei, teilt man uns lakonisch mit. „Das ist ja mal ein ausgefallener Liegeplatz“, denke ich mir und freue mich schon auf einen lustigen Abend mit den polnischen Berufsschiffern. Nach einer halben Stunde kommt aber doch Bewegung auf, und wir sind schnell abwärts befördert. So verlassen wir den Ort, und Paul gibt Gas. Zum Glück sieht er noch rechtzeitig die WAPO mit der Radarmessung am Ufer. Hier sind 4 km/h vorgeschrieben. Die hat man selbst mit so einem Bummelboot wie der Tara leicht überschritten. Natürlich waren wir schneller. Man verfolgt uns nicht. Möglicherweise bekommen wir aber demnächst Post.
Der kleine Ort Oderberg liegt idyllisch und hat eine winzige Marina sowie ein Binnenschifffahrtsmuseum zu bieten. Wir werden es auf der Rückreise besuchen und entscheiden uns, hier nur eine Nacht zu verbringen.
mondstillezeiten
vom schwarzen schiffsbug tropft das
abendhimmelrot
Unsere Greta muss schon in einem früheren Leben Schiffskatze gewesen sein. Nach 14 Jahren in Haus und Garten hatte sie sich bereits innerhalb weniger Stunden an Bord eingelebt. Sie streift anfangs nachts durch den Weener Hafen, kommt immer wieder zurück und scheint sich von Anfang an nicht nur mit ihrem Schicksal abzufinden, sondern sich sehr wohl zu fühlen. All unsere Sorgen darüber, was wir unserer Seniorin zumuten, zerstreuten sich sofort. Sie zeigt sich äußerst neugierig und abenteuerlustig. Auf Reisen springt sie bereits an Land bevor wir angelegt haben und kartiert die neue Umgebung genauestens, wie das nur Katzen zu tun vermögen. Einer ihrer Lieblingsplätze ist ganz vorne an Deck, wo sie sich während der Fahrt wie eine Galionsfigur platziert und sich den Wind um die Nase wehen lässt.
Was für ein fidel-felides Leben an Bord! Sie ist die beste Reisegefährtin, die wir uns vorstellen können. Äußerst anpassungsfähig, pflegeleicht und manchmal Balsam für die Seele.
Hunde sind auch nett, aber sie sabbern.
„Vielleicht wird einmal noch das Hohelied eines seltsamen, geheimnisvollen Tiervolkes gesungen, das Lied von den Schiffskatzen.“ (Gustav Schenk, Seefahrer Kador)
Die Fahrt durch das Oderbruch ist einfach traumhaft. Während unserer achtstündigen Reise begegnen uns nur drei kleine Boote. Wir vermuten, dass es in der Hochsaison anders ist. Aber im Mai kann man diese ganz besondere Landschaft sehr exklusiv genießen. Störche, Kraniche und Silberreiher, diese zarten, wunderschönen Vögel, säumen das Ufer. Das Schilf leuchtet golden in der Abendsonne.
siberreiherweiß
traum vom fliegen frühlingsklar
oderwasserglanz
Das allabendliche Vogelkonzert ist besonders im Frühling faszinierend. Unter die Stimmen zahlreicher Nachtigallen mischen sich die von Kuckuck und Vögeln, die man nur am Wasser sieht und hört, wie dem Teichrohrsänger – eine Euphonie der Natur, an der ich mich nicht satt hören kann.
friedvoll einschlafen
nachtigallenlustgeschrei
endlos wiederholt
Wir legen in Gartz an. Dieser Ort ist irgendwie aus der Zeit gefallen. Von unserem Liegeplatz aus blicken wir auf zwei Pfeiler, deren Brücke am Ende des Krieges von der Wehrmacht gesprengt wurde, um die Rote Armee am Vormarsch zu hindern.
Es wirkt eigenartig bizarr auf mich, dass diese Reste seit dem Krieg mitten im Fluss stehen. Der Gedanke, die Brücke wieder zu errichten, kam wohl nie auf. Ich muss an Bernhard Wickis grandiosen Film denken. Was mag sich hier abgespielt haben? Wie viele Männer sind bei der verzweifelten aussichtslosen Verteidigung dieser Brücke gefallen? Wie wunderbar wäre es, über den langsam fließenden Strom einige wenige Schritte nach Polen hinüber gehen zu können.
Uns fällt außerdem auf, wie viele „Stolpersteine“ es in diesem kleinen Ort gibt. Gunter Demnig, den wir aus der Kasseler Hochschule für Bildende Künste kennen, hat diese Aktion vor langer Zeit ins Leben gerufen und die Steine inzwischen europaweit gesetzt. Es ist zu Gunters Lebensaufgabe geworden. Sie soll an zahllose Opfer des Nationalsozialismus erinnern.
Bilder aus längst vergangenen Zeiten tauchen auf. Ich möchte an diesem besonderen Ort, der mich seltsam berührt, einige Tage bleiben, um in seine Atmosphäre einzutauchen.
sommermondrauschen
weiß glitzerndes geflüster
traumloser tiefschlaf
Der Tag geht zu Ende, die Sonne versinkt Ein warmer Wind weht über das Deck. In der Hand einen kühlen Pouilly-Fumé im Glas. Die Allman Brothers mit dem „Statesboro Blues“.
Mehr brauche ich nicht…
Stettin ist eine Stadt mit wechselvoller Geschichte. Sie hat eine besondere Atmosphäre und ist voller junger Leute. Der Architekturentwurf der Oper ist spannend, hat aber mit Sicherheit sowohl im Stadtrat als auch in der Bevölkerung lange Diskussionen ausgelöst. Um so erfreulicher, dass man den Mut hatte diesen auch umzusetzen.
In der Northeast Marina liegen wir zentral und sicher.
Juni 2022
Nach einem Abstecher an das Stettiner Haff bummeln wir langsam die Oder wieder zu Berg, bleiben noch ein paar Tage in Stettin und machen uns dann auf den Weg Richtung Mecklenburgische Seenplatte.
Der Ziegeleipark Mildenberg war einst das größte Ziegeleirevier Europas. Heute befindet sich hier ein interessantes Industriemuseum im Herzen der Zehdenicker Tonstichlandschaft direkt an der Havel.
In wunderschönem natürlichen Verlauf windet sich die Havel durch die Landschaft. Enge Stellen machen das Navigieren für ein Schiff von der Länge der Tara dabei durchaus zu einer Herausforderung. Wir scheinen hier „in the middle of nowhere“ zu sein und müssen für 2 Tage auf die Errungenschaften der digitalen Welt verzichten. Kein Telefon, kein Internet… Dafür Natur pur. Vogelgesang und Sternenzelt ohne Lichtverschmutzung.
In Neustrelitz kommen unsere Freunde Nico und Nana aus Weener an Bord. Sie begleiten uns auf unserer Fahrt nach Rheinsberg, und wir verbringen eine wunderbar entspannte und lustige Woche zusammen.
Schloss und Schlosspark Rheinsberg bieten eine wunderbare Umgebung, um die Rheinsberger Festspiele zu erleben. Mit „Wandelkonzerten“ im Park und im Schlosshof wurden die Festspiele unter dem Motto „Beethoven in Arkadien“ eröffnet. Wir erlebten einen warmen Sommerabend mit Beethovens Musik an verschiedenen Orten im Park und der 6. Symphonie im Innenhof des Schlosses. Das Ambiente mit der untergehenden Sonne über dem See war atemberaubend. Den Abschluss bildete die „Mondscheinsonate“ auf einer künstlichen Insel im See.
Um Mitternacht ließen wir bei einem Gin Tonic unterm Sternenhimmel auf dem Achterdeck diesen wunderbaren Abend ausklingen. Die defekte Lichtmaschine war vergessen…..
böige sehnsucht
erfüllt sich in den träumen
mitternachtsgesang
Juli 2022
Ein Ausflug nach Potsdam in das Museum Barberini war ein weiteres Highlight dieser Tage. Die Sonderausstellung „Internationale Abstraktion nach 1945“ zeigte einige hervorragende Bilder, für die man ansonsten hätte um die halbe Welt reisen müssen.
Schließlich stand ein runder Geburtstag für Paul an. Ole und Susanne kamen und wir verbrachten ein paar heitere Tage mit Spaziergängen und gutem Essen.
Nach einem Besuch der documenta 15 gemeinsam mit Catharina kehrte ich zusammen mit unserer Freundin Margret nach Rheinsberg zurück.
Die Lichtmaschine wurde inzwischen ausgetauscht, so dass unserer Weiterreise nichts mehr im Wege stand.
Die Temperaturen stiegen in den folgenden Tagen auf weit über 30 Grad. Auf dem Wasser ließ sich das aber gut aushalten.
Auf unserem Weg nach Waren/Müritz legten wir einen Stopp an an der Schlossinsel Mirow ein. Das Schloss ist ein wahres Schatzkästlein mit interessanter Geschichte und unbedingt einen Besuch wert.
holunderaue
duftend weißer blütentraum
sommersonnenglück
Eine bemerkenswerte Besonderheit sind die handgestickten Tapeten, die nach einem kleinen erhaltenen Rest aus dem 18. Jahrhundert von ortsansässigen Frauen nachgearbeitet wurden.
Ende Juli liefen wir im Stadthafen Waren ein, wo man uns freundlicherweise einen Platz an der Kaimauer reserviert hatte.
Waren eignet sich sehr gut als Liegeplatz für einige Wochen, um in der Hochsaison eine „Zuflucht“ zu haben, wenn der Betrieb mit den Charterbooten auf dem Wasser und in den Schleusen allzu heftig wird. Von hier aus kann man wunderbare Tagestouren mit Schiff oder Auto unternehmen. Der Stadthafen ist im Sommer lebendiger Treffpunkt mit vielen Restaurants, und der Ortskern ist fußläufig in wenigen Minuten zu erreichen.
August 2022
Als Kontrastprogramm zum lebhaften Hafen ankerten wir immer wieder für ein paar Tage auf einem der Seen, was uns wunderbare Naturerlebnisse ermöglichte. Seeadler, die in den frühen Morgenstunden an unserem Ankerplatz jagten, Kormorane, unzählige Schwäne, Haubentaucher und viele andere Wasservögel konnten wir beobachten. Kraniche und Wildgänse zogen vorbei. Auch Morgendunst auf dem Wasser, herrliche Wolkenformationen, Sonnenuntergänge und der Sternenhimmel ließen den Aufenthalt in der Natur immer wieder zu einem einzigartigen Erlebnis werden.
sommersonnenwind
zart und warm auf unserer Haut
blaues versprechen
klängen lauschen still
goldschilfgürtelträumerei
walk in fields of gold
Etwa eine halbe Autostunde von Waren entfernt befinden sich die „Ivenacker Eichen“. Diese uralten Bäume sind faszinierend. Man kann auf einem sehr schön angelegten Baumkronenpfad spazieren und sie aus luftiger Höhe betrachten. Ein fast mystisches Erlebnis…
Ein Besuch im luftfahrttechnischen Museum in Rechlin erwies sich als außerordentlich interessant. Es befindet sich in einem historischen Gebäudeensemble einer Erprobungsstelle der Luftwaffe des 3. Reiches. Diese Gebäude wurden nach 1945 von den sowjetischen Streitkräften genutzt und im März 1993 freigegeben. Ein im selben Jahr gegründeter Verein übernahm die Sanierung und schuf mit der Sammlung erster Exponate die Grundlage für den heutigen Museumsbetrieb. Die Ausstellung wurde 1998 eröffnet und seitdem immer wieder um weitere Ausstellungsstücken ergänzt.
Das „Neuschwanstein der Nordens“ ist sowohl Museum als auch Sitz der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern. Ein Besuch lohnt sich schon allein wegen der herrlichen Lage am Wasser.
Nur wenige Kilometer von Waren entfernt liegt das winzige Dorf Ankershagen. Hier hat Heinrich Schliemann seine ersten Lebensjahre verbracht. Ein kleines Museum im ehemaligen Pfarrhaus erinnert an den großen Archäologen und sein bewegtes Leben.
Plau am See ist ein hübsches Fachwerkstädtchen, in dessen Gassen sich kleine Geschäfte, Boutiquen und Cafés befinden. Eine Besonderheit ist die Hubbrücke ist als technisches Denkmal, das 1916 an Stelle einer alten hölzernen Zugbrücke errichtet wurde und auch heute noch seinen Dienst versieht. Bei Bedarf wird die Fahrbahn samt Brückenwärterhäuschen auf eine Höhe von etwa 1,60m angehoben.
September 2022
Nach herrlich warmen Sommermonaten auf den Seen legten wir Anfang September wieder in Waren Richtung Berlin ab. Wir ankerten noch einige Male unterwegs, übernachteten in Marinas oder wurden von Zufallsbekanntschaften an deren Privatsteg eingeladen.
Die Fahrt über die obere Havel ist wunderschön, allerdings durch viele Flusswindungen und enge Stellen mit einem Schiff unserer Größe auch anspruchsvoll zu fahren.
Im Hafen in Zehdenick blieben wir für einige Nächte. Dort baute jemand aus verschiedenen Metallen verrückte Sachen.
Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig. Wir waren allein auf dem Wasser, und das Wetter spielte mit. So hatten wir eine atemberaubend schöne Fahrt in der Morgensonne durch die Hauptstadt.
Am Schiffbauerdamm fanden wir einen exklusiven und noch dazu kostenlosen Liegeplatz für eine Nacht, 10 Minuten Fußweg vom Brandenburger Tor.
Unsere nächste Station sollte Köpenick sein, wo wir am Außensteg einer kleinen Marina liegen konnten (Tipp von Heinz Gubler).
In Blossin am Wolziger See fanden wir einen Liegeplatz neben dem „Blauen Schwan“, der Luxe Motor von Ralph Schellenberg.
Ralph ist Sozialarbeiter und hatte für ein paar Tage angelegt, um mit Jugendlichen in dem dortigen Freizeitheim zu arbeiten.
Wir verbrachten ruhige und sommerlich warme Tage am Wolziger See, unternahmen Wanderungen und sammelten Pilze.
Die Schönheit der Dahmegewässer beeindruckte uns so sehr, dass wir uns vornahmen, zu Beginn der Saison 2023 noch einmal hierher zu fahren, bevor uns unsere Reise Richtung Holland führen wird.
Oktober 2022
Für den Rückweg nach Potsdam wählten wir den Teltow Kanal. Wieder hatten wir Glück mit dem Wetter und konnten wunderbare Stunden auf dem Wasser und die Laubfärbung am Ufer genießen.
Wir verbrachten noch zwei Nächte längsseits der „Alten Liebe“ im Tempelhofer Hafen, bevor uns unsere Reise am Ende wieder in wohlbekannte Gewässer führte.
Das Anlegen in der Marina Am Tiefen See kam uns ein bisschen so vor, als würden wir nach hause kommen, ist uns doch hier alles sehr vertraut. Die freundliche Begrüßung durch die bekannten Gesichter der Marina Crew tat ein Übriges, um unsere Ankunft angenehm zu gestalten.
Unser erster Ausflug von Potsdam aus führte uns zu den Beelitz Heilstätten, einem ganz besonderen Ort. Die Lungenheilstätten wurden um die Jahrhundertwende gebaut und dienten im Krieg als Lazarett für verwundete Soldaten. Bis 1994 waren die Gebäude noch in Betrieb mit vorwiegend russischem Ärzte- und Gesundheitspersonal. Nach dem Abzug der Russen verfiel das Gelände mehr und mehr und wurde so zu einem „Lost Place“, der dem Vandalismus zum Opfer fiel. Heute wird sich um die Erhaltung der Gebäude bemüht, die man im Rahmen einer Führung besichtigen kann. Ein weitläufiger Baumkronenpfad ermöglicht immer wieder unterschiedliche Blicke auf die Gebäude und das gesamte riesige Areal. Ein sowohl historisch als auch architektonisch hochinteressanter Ort.
Die Heilandskirche wurde 1844 in italienischem Stil gebaut. Wie ein Schiff liegt sie am Ufer der Havel ganz in der Nähe des kleinen Sacrower Schlosses und gehört zu dessen weitläufigem Schlosspark, den der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné ebenfalls in den 1840er Jahren umgestaltete.
Der Bau der Berliner Mauer, die direkt hinter der Kirche verlief, führte im Verlauf der folgenden Jahrzehnte zur ihrer fast vollständigen Zerstörung. Der Campanile wurde zum Bestandteil der Sperrmauer gemacht, indem man die hohen Betonplatten an den Glockenturm ansetzte. Trotz dieser Umstände fanden noch bis Heiligabend 1961 regelmäßig Gottesdienste statt. Wenige Tage später wurde das Innere der Kirche, die auf von DDR-Grenztruppen scharf bewachtem Gebiet stand, mit einiger Sicherheit durch die Grenztruppen zerstört und so die weitere Nutzung unmöglich gemacht. Die Grenzbehörden suchten und fanden damit einen Vorwand, die Kirche vollständig abzuriegeln, um eventuelle Fluchtversuche aus diesem Grenzabschnitt zu verhindern.
Nach dem Fall der Mauer wurde an Heiligabend 1989, nach knapp drei Jahrzehnten, im zu diesem Zeitpunkt noch zerstörten Innenraum der Kirche wieder ein Gottesdienst abgehalten. Es muss ein sehr bewegender Moment gewesen sein….
Heute erstrahlt die Heilandskirche auch durch Spendengelder wieder in altem Glanz und ist unbedingt einen Besuch wert.
Vom Schlosspark bieten sich wunderschöne Blicke auf die Glienicker Brücke, den Babelsberger Park, den Pfingstberg und die Meierei.
Der Friedhof Stahnsdorf ist einer der größten Friedhöfe Europas. Ein wunderbarer Ort der Stille, verwunschen und wunderschön. Viele bekannte Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Am Haupteingang befindet sich ein Informationsbüro des Fördervereins, deren Mitglieder gern Auskunft erteilen. Hier kann man auch einen Plan des Geländes bekommen.
In Murnaus Gruft fand im Sommer eine Aufführung seines Stummfilms „Nosferatu“ mit der Originalbegleitung auf einer Orgel statt.
Der Herbst ist eine wunderbare Jahreszeit, um eine Kahnfahrt im Spreewald zu genießen. Die Temperaturen sind noch angenehm und es ist nicht mehr viel Betrieb auf dem Wasser.
Der Spreewald ist ein ausgedehntes Niederungsgebiet und eine historische Kulturlandschaft im Südosten Brandenburgs. Die Flusslaufverzweigung der Spree wurde durch angelegte Kanäle erweitert. Als Auen- und Moorlandschaft besitzt sie für den Naturschutz überregionale Bedeutung und ist als Biosphärenreservat geschützt.
Wir nutzten die letzte Möglichkeit vor der Wintersaison, um auf den Flatowturm im Babelsberger Park zu steigen und wurden mit einer einzigartigen Aussicht bis hinüber zum Pfingstberg, zum Neuen Palais und der Historischen Mühle belohnt.
Die Gerichtslaube entstand aus Teilen des um 1860 abgebrochenen alten Berliner Rathauses. Die Berliner Bürgerschaft machte Kaiser Wilhelm I. , der eine Vorliebe für das Mittelalter hegte, das Gebäude aus dem 13. Jahrhundert zum Geschenk-
Die erste Etage des Turms ist privat bewohnt. In den übrigen Stockwerken befindet sich ein Museum, in dem man viel über das Gebäude, den Park und seine Geschichte erfährt. Durch den Babelsberger Park verlief viele Jahrzehnte die deutsch-deutsche Grenze.
Das Dampfmaschinenhaus ist ein reizvolles und zugleich das fremdartigste Bauwerk in Potsdam sowie ein bemerkenswertes Architekturbeispiel für Zweckbauten der frühen Industrie im 19. Jahrhundert.
Das Gebäude wurde 1841-43 errichtet und ist das einzige Pumpenhaus im maurischen Stil. Damals noch vom Schloss Sanssouci aus sichtbar, setzte die schönste Kraftanlage Preußens einen malerischen architektonischen Akzent in die Potsdamer Kulturlandschaft. Es versorgte die Fontänen im Park Sanssouci und war damals die stärkste Maschine Preußens.